Was für ein Leder wird benötigt?
Leder wird in unterschiedlichen Herstellungs- bzw. Veredlungsformen angeboten:
Anilinleder
ist ein Oberbegriff oder auch Sammelbegriff für Leder unterschiedlichster Dicke, Weichheit, Tierart uvm. Dieser Begriff trifft auf vegetabil gegerbte Blankleder von Rindern bis hin zu einem weichen Bekleidungsnappa von Schafen zu. Diese Leder haben keine Oberflächenveredelung, oder auch Appretur, Lack (welche aus Kunststoffen bestehen), das heißt hier findet man die „reine“ Lederhaut.
Für den Objektbereich sind solche Leder eher nicht zu empfehlen, da die meist geforderten Echtheiten in Bezug auf Lichtechtheit, Reibechtheit, Reinigungsmöglichkeiten, Anschmutzverhalten usw. nur unzureichend eingehalten werden können. Diese Leder entwickeln am schnellsten eine natürliche Patina (werden speckig) und Farben können schneller ausbleichen als bei anderen Ledern.
Dafür bietet dieses Leder mehr Komfort, das heißt die Atmungsaktivität ist deutlich höher, der Griff/Haptik angenehmer und wärmer, mehr Natürlichkeit und wird meist als optisch schöner empfunden. Hierfür werden nur die besten Häute sorgfältig ausgesucht, deswegen sind die Preise bei so einem Leder in der Regel auch am höchsten.
Reines Anilinleder wird in der Fachsprache auch als Crust bezeichnet.
Anilinleder veredelt
wenn ein Reinanilinleder ganz leicht mit Farben, Appreturen oder Wachsen nachbehandelt wurde, das Narbenbild noch vollständig erhalten ist und weitestgehend transparent zu erkennen ist, spricht man von Anilinleder veredelt. Hier ist es auch möglich dass das Leder nur einen Wachsauftrag als Schutz und/oder auch als Effekt (siehe auch Antikleder/Wachs-Crunch) besitzt. In der Fachspache werden alle nachträglichen Aufträge (Lack, Farbe, Appretur, Wachs, Oberflächenveredelung, …) als Zurichtung bezeichnet.
Semianilinleder
Ein etwas stärkerer Film (oder Lack) jedoch immernoch sehr dünn schützt diese Leder vor Verschmutzungen, dem Ausbleichen und lässt sich dadurch auch besser Reinigen. Lichtechtheit und Reibechtheiten sind hier in der Regel höher als bei den Anilinleder-Varianten. Diese „Lack“-Schicht kann unterschiedlich stark ausfallen. Das Leder wird unempfindlicher, dennoch bleibt die natürliche Narbenstruktur erhalten und sichtbar. Hier werden geringe Mengen an Pigmenten verwendet um mehr Farbegalität und Abdeckung natürlicher Hautfehler zu gewährleisten.
Diese Variante ist eine gute Zwischenebene für Hochwertige aber auch pflegeleichtere Leder, die trotzdem immernoch pfleglich behandelt werden möchten. Als hochwertiges Möbelleder wird es gerne eingesetzt.
Gedeckte Leder
hier wird gezielt ein unteres Sortiment verarbeitet weil das Narbenbild korrigiert wird, das heißt offene Narbenfehler wurden hier mit einer speziellen „Spachtelmasse“ ausgefüllt und die Narbenschicht Zwecks Egalität geschliffen. Der Farbauftrag (Zurichtung) ist hier am höchsten, zusätzlich werden diese Leder geprägt, das heißt es wird ein künstliches Narbenbild (Oberfläche) geschaffen. Das sind klassische Autoleder. In der Regel haben diese sehr hohe Licht- und Reibechtheiten, sind sehr unempfindlich bei Verschmutzungen. Beste Flächenausnutzung und Echtheiten zeichnen diese Leder aus und sind daher besonders beliebt im Automobil-, Boots- und Objektbereich. Auch Imitate von Strauß, Schlange, Krokodil, … werden so produziert auf Basis von meist Wasserbüffeln und Rindern. Die meisten Möbelleder sind gedeckte Leder.
Fazit:
Diese 4 Bezeichnungen sagen also aus ob die Oberfläche vom Leder behandelt wurde und wie stark, zugleich kann man auch relativ schnell eine erste Einschätzung über Reibechtheiten, Lichtechtheit und Egalität vornehmen. Es ist also auch ein entscheidender Faktor der über den Verwendungszweck entscheidet. Eine Definition über welches Tier es sich handelt ist es nicht. Diese 4 Begriffe bieten Tendenzen über Echtheiten, jedoch keine Gewissheit. Außnahmen gibt es natürlich.
Welches Leder möchte ich?
Rauleder
Rauleder ist der Oberbegriff für alle velourigen Oberflächen im Lederbereich. Das bedeutet also unter dem Oberbegriff Rauleder fallen folgende Lederarten: Nubuk, Wildleder, Velour, Spaltvelour, Fensterleder, Huntingleder, Porcvelour, Sämischleder (Chamois) und offenes Nappalan. Velourleder sind auf der Fleischseite geschliffen, welche auch die Oberseite darstellt. Die Vorteile sind ein angenehm warmer Griff und eine gleichmäßige Struktur. Auch die nach außen verarbeitete, unbeschichtete Rückseite eines Glattleders, Lammfells oder Kuhfells wird als Veloursleder oder Velourseite bezeichnet.
Nubukleder
Beim Nubukleder wird ausschliesslich die Narbenseite verwendet und das Leder bekommt durch den narbenseitigen Schliff einen samtweichen Griff. Da es sich auch hierbei um Anilinleder handelt, sind Unregelmäßigkeiten in der Haut gut sichtbar und zeichnen diesen Ledertyp aus. Nubukleder haben normalerweise keine Zurichtung. Bei Nubukledern ist der Flor sehr fein, bei Velourleder sind die Fasern in der Regel deutlich gröber und länger.
Nubukleder sind zum Beispiel unter Bekleidungsleder zu finden mit den Ledernummern #10 bis #59.
Velourleder
besitzt eine Narbenseite und eine Fleischseite und ist somit auch ein Vollleder. Die Verwendungsseite/Schauseite ist die Fleischseite welche samtig geschliffen ist mit einem angenehmen warmen Griff und gleichmäßiger Struktur.
Wildleder
aus den Häuten von wildlebenden Tieren. Da die Narbenseite meist ein zu schlechtes Sortiment aufweist werden diese Leder meistens als Velourleder produziert. Das schlechtere Sortiment kommt durch das freie Leben in der Natur. Diese Häute sind stärker befallen von geschlossenen und offenen Vernarbungen sowie von Insektenstichen und Krankheiten. Wenn die Fleischseite zur Schauseite gemacht wird bedeutet das dass die Leder dann trotzdem eine gleichmäßige Fläche besitzen.
Spaltvelourleder
wie der Name schon andeutet handelt es sich hier um den Unterspalt und zwar von Rindern in der Regel. Diese Leder haben beidseitig eine Velourseite, wobei die Seite welche zur Narbenschicht hinzeigt speziell als Schauseite produziert wird. Die Rückseite (Fleischseite) kann hier besonders in den Bauchregionen grobfaseriger ausfallen und auch Adern können sichtbar sein. Normalerweise werden diese Spaltvelourleder als Doppelcroupon verarbeitet, da der Bereich im Bauch oft nicht dick genug ist und die Struktur hier auch schwächer ist. Das heißt die Bauchregion ist grobfaseriger und weniger Reißfest. Diese Reste vom Bauch, auch Flanken genannt, werden dann meist zu Kollagen oder Hundeknochen weiterverarbeitet.
Narbenleder
Leder mit Narbenschicht, dies ist die Haarseite mit sichtbaren Haarporen. Wird auch als Vollleder bezeichnet. Narbenleder weisen ungeachtet der Dicke und Tierart die höchsten Reißechtheiten sowie Dauerbiegeechtheiten auf und sind langlebiger als Spaltleder. Die folgenden Leder sind alle Narbenleder.
Blankleder
sind dicke pflanzlich gegerbte und dadurch von natur aus eher festere Leder bis zu 6mm Dicke. Verwendung finden diese meist für Lederwaren, Taschen (besonders standig, daher bleiben Taschen stehen) und Möbel. Können auch für Riemen verwendet werden und werden aus Wasserbüffeln oder Rindern hergestellt.
Antikleder
Unter dem Oberbegriff Antikleder findet man Leder unterschiedlichster Herstellungsart und Tierart wie zum Beispiel Anilinleder veredelt und gedeckte Leder diese können als Möbelleder, Taschenleder oder für andere Verwendungszwecke dienen, jedoch mit der Gemeinsamkeit einer „antik“ anmutenden Oberfläche. Diese kann unterschiedlich ausfallen.
Eine Variante ist das „Oil Pull Up“, oder auch einfach nur Pull up genannt, in Kurzform OPU-Leder. Wie der Name schon sagt ist so ein Leder mit Öl behandelt und zeigt einen Zweitoneffekt (wird heller wenn es gebogen/gezogen wird). Durch Rückpolieren wird die helle Stelle wieder so dunkel wie der Rest des Leders.
Von diesem Oil Pull Up gibt es drei Varianten:
- Oil Pull Up besitzt den stärksten ausgeprägtesten Effekt
- Timberland Leder hat einen mittelstarken Effekt
- und Crazy Horse hat den mildesten Effekt (wobei die Namensgebung nicht auf ein Leder vom Pferd hinweisen soll, sondern davon kommt, dass diese Leder gerne als Sattlerleder eingesetzt werden)
Dieser Effekt ist nicht mit dem Wachs-Crunch zu verwechseln. Wie der Name schon darauf hindeutet wird hier der Effekt dadurch hervorgerufen, indem das Leder geknickt wird. Ein Ziehen (pull up) wie beim OPU führt hier nicht (oder nur sehr leicht) zum Hervorrufen des Effektes. Es ist sozusagen das Pendant zum OPU und wirkt durch Wachs.
Des Weiteren gibt es noch von Hand gewischte Leder, wobei der Effekt meist am fertigen Möbel, Schuh oder Tasche durch wischen mit verschiedenen Flüssigkeiten hervorgerufen wird.
Beim Antikleder gibt es unzählige verschiedene Varianten wie das Leder hergestellt werden kann, z.B. sind auch Prägungen in 2-Ton Optik, Fleckspritzen oder mit Walzenauftrag möglich um nur noch ein paar weitere zu nennen.
Nappaleder
der Name kommt aus dem kalifornischen Nappa-Valley. Dort wurde zuerst im industriellen Maßstab Leder mit Chrom gegerbt (oder auch Mineralgerbung genannt).
Dabei kann es sich um Anilin-, Semianilin-, Anilinleder veredelt oder um gedeckte Leder handeln. Es muss nur weich genug ausfallen und vollnarbig sein. Vollnarbig heißt die Narbenseite (Haarseite) ist vollständig erhalten und intakt. Auch chromfreie Leder werden heute als Nappaleder bezeichnet.
Pflanzlich soft #244 bis #259-9
Es handelt sich hierbei um pflanzlich gegerbtes rein anilin naturbelassenes vollnarbiges Leder (Crust).
Bei den pflanzlich gegerbten Leder können die Färbungen durchaus mal nicht ganz optimal ausfallen. Das ist ganz normal. Das ist auch abhängig von Farbstoff zu Farbstoff wie gleichmäßig die Färbung ausfällt.
Es kann mal vorkommen das eine Partie fleckiger ausfällt als die restlichen Partien. Daran können wir nichts ändern und dies ist auch kein Produktionsfehler oder sonstiges Problem.
Pflanzlich gegerbte Leder können solche Problematiken aufweisen. Dies ist Stand der aktuellen Technik und leider bis Dato nicht anders möglich.
Außerdem können unterschiedliche Hautpigmentierungen (schwarz-weiße Kuh) eine unterschiedliche Färbung (und damit Fleckig) bewirken. Dieses Leder entählt keine erdölbasierenden Farbaufträge und zeigt daher die natürliche Hautoberfläche.
(Haben Sie schon mal auf dem Gemüsemarkt nach genau dem gleichen Apfel gefragt den Sie letzte Woche gekauft haben?) Jede Partie fällt anders aus. Gewisse Schwankungen sind leider nicht ausschließbar und genau diese Leder haben die größten Produktionsschwankungen von allen.
Daher können wir nicht immer 100%ig ausschließen dass mal eine Partie nicht ganz so gut ausfällt.
Diese Leder finden Sie unter https://www.d-leder.com/bekleidungsleder-kinderschuhleder/.
Einteilung der Haut
ganze Haut
Croupon
halbe Haut
Hals
Flanken
Hecht
Kulatte
Die Besonderheiten der Rinderhaut
Nachfolgend sind einige Bilder von einer Kuhhaut rein Anilinleder (Crustleder), worauf auf die Besonderheiten einer Lederhaut eingegangen wird.
Diese Besonderheiten treten bei jeder Rinderhaut mehr oder minder auf. Dies sind natürliche Merkmale einer Rinderhaut wodurch man unter anderem auch die Echtheit erkennen kann.
Offene Narbe
unverheilte Verletzung. Je nach Tiefe ist hier von schlechteren Reißfestigkeiten auszugehen.
Geschlossene Narbe
verheilte Verletzung. Die Reißfestigkeiten sind hier nahezu identisch mit Stellen von unverletzter Haut.
Mastriefen / Halsriefen
sind so gut wie auf jeder Crusthaut zu finden und sind mal stärker und mal schwächer ausgeprägt.
Verhornung am Hals
ist bei manchen Häuten zu finden. Wenn es stark ausgeprägt ist kann man es auch auf Semianilinleder finden.
Verhornung am Knie
sind auch unterschiedlich ausgeprägt
Warze
Fläme
dies ist der am locker strukturierteste Teil einer Rindshaut welcher sich am Rand vom Bauch befindet. Ein looser Narben ist sichtbar und auch der Griff ist hier weniger voll.
Masse
Das Leder wird als Fläche berechnet in Quadratmetern (m2) oder engl. Quadratfuss. (Qufs.)
1 m2 | = 100 x 100 cm |
1 Qufs. | = 30,48 x 30,48 cm |
1 m2 | = 10,765 Qufs. |
1 Qufs. | = 0,0929 m2 |
Wo kommt Leder her?
Wenn der Ledersektor nicht existieren würde, müssten wir Ihn erfinden, denn dieser Sektor fängt einen Teil der Nebenprodukte von der Schlachtindustrie auf.
Die Lederindustrie eliminiert nicht nur ein (Abfall-)Problem der Gesellschaft, sondern bildet auch noch eine menge Wohlstand in der Gesellschaft selbst. Auf der anderen Seite, schafft sie etwas Nützliches aus einem Nebenprodukt der Fleischindustrie, das anderenfalls verbrannt oder auf Mülldeponien abgelagert werden müsste. Desweiteren entsteht ökonomischer Wohlstand durch die Wertschöpfungskette und auch durch die Arbeitsplätze die geschaffen werden.
Auch das Ersetzen von Leder mit Materialien mit syntetischem Ursprung wäre ein Schritt zurück in der Kultur der Nachhaltigkeit. Leder ist eine erneuerbare Quelle, ungleich Materialien und Stoffen die der Ölindustrie entspringen, die eventuell als Alternative angesehen werden könnten.
– Zitat aus „Quality handbook for the production of chromium (VI)-free leather” –
Des öfteren kommt die Frage auf, wie die Tiere aus denen das Leder stammt gelebt haben und sogar auch manchmal ob diese dafür gezüchtet wurden.
Man muss deutlich unterscheiden zwischen Fell und Leder.
Keine Tiere dieser Welt werden wegen Ihrer Haut gezüchtet (Außnahme Reptilien). Wenn ich hier falsch liegen sollte, lasse ich mich gerne jeder Zeit eines besseren belehren.
Allein in Deutschland fallen täglich hunderte von Tonnen von Rohhäuten an. Was soll damit passieren?
Die „Abfälle“ von der Lederindustrie, also den Gerbereien werden ebenfalls weiterverarbeitet zu Gelantine, Hundeknochen, Gummibärchen, Hautcremes, …
Durch einige Jahre Arbeit in einer europäischen Gerberei wurden die Dimensionen klarer.
Dort wurden täglich ein- bis zweitausend Rinderhäute verarbeitet. Dies entspricht einer Füllmenge von 2-3 Lkw´s. Der Verwendungszweck dieser Leder war alleine zu ca. 60% für Lenkradbelederung.
Die Rohwarenpreise sind so niedrig, dass es sich für niemanden lohnen würde Tiere wegen Ihrer Haut großzuziehen.
Niemand muss Fleisch essen um Leder etwas positives abzugewinnen.
Menschen die Leder nutzen förden so gut wie gar nicht die Aufzucht von Tieren.
Wir hoffen, dass wir für mehr Klarheit sorgen konnten.
Wasserbüffel
- Hautgröße durchschnittlich 3,5m²
- prinzipiell gröbere Struktur als Rind
- innerhalb einer Haut ist die Oberflächenstruktur auch stärker unterschiedlich (z.B. von Hals zu Kern zu Bauch)
- günstiger als Rindleder
- naturgemäß sind diese Leder festnarbiger als Rinder
- die Faserstruktur auf der Rückseite ist gröber als bei Rind
- Herkunft Asien
- von Natur aus haben diese Leder mehr natürliche Hautfehler als Rinder da diese Tiere mehr in der Natur sind
Informationen über Wasserbüffelleder unter Büffelleder.